Die zwei Tage in Sydney waren unglaublich, es ist wirklich eine wunderschöne Stadt, auch wenn die meisten von uns recht unlustig wurden. Es regnete ohne Ende, besonders Nachts und nun ja, klar, die Zelte waren wasserdicht.. hahahaha.
Ich bin mitten in der zweiten Nacht aufgewacht und dann konnte ich den Schlaf vergessen, denn dann war ich beschäftigt die Zeltöffnung mit Klettveschlüssen immer wieder zu schließen und so den strömenden Regen wenigstens ein ganz kleines wenig aussperren zu können, denn ja... das Zelt war wasserdicht, nur der Reißverschluss hatte dann halt mal beschlossen keinen Bock mehr zu haben, ich fand das ganze dennoch ganz witzig, besonders, da meine Zeltpatnerin trotz meines lauten Fluchens und den immer nasser werdenen Isomatten bestens schlafen konnte :D Am nächsten Morgen hieß es dann ganz schnell Zelte einpacken und überhaupt alles ein wenig trocken legen... ich hatte glücklicherweise auch noch Küchendienst, hach ja, das war ein angenehmer Morgen, pünktlich um 8 saßen wir dann aber alle im Bus, es ging weiter in die Blue Mountains, auch da war ich schon, aber es würde der letzte nicht ganz so interessanter Tag für mich sein, denn danach würde es weiter gehen... nach Melbourne..... :) ..... (dachte ich)
Fantastisch ging es mir schon den ganzen Tag nicht aber das konnte man sehr leicht auf den Schlafmangel und vielleicht auch meinen Ekel vor der Hygiene schieben (oh ja, baaaaah! Ich sollte morgens das 'Trinkwasser' neu auffüllen, das kam auch einfach aus dem Wasserhahn und in dem Gefäß waren doch wirklich tote Fliegen, das fanden wir alle sehr amüsant, so was gehört schließlich zum Zelten dazu :D).
Mir taten alle sehr leid, es war so ein schlechtes Wetter, dass man nicht einmal die Three Sisters sehen konnten, wir waren natürlich trotzdem auf dem Aussichtspunkt und starrten in das weiße Nichts. Die Buschwanderung für den nächsten Morgen wurde auch abgesagt, das war dann der Moment, in dem ich froh war, dass ich das alles schon gemacht hatte :)
Abends ging es dann los, Bauuuuuuuuchschmerzen.... (also nicht wie die, die ich schon den ganzen Tag über hatte, nein, anders, es wurde sogar so witzig, dass ich mich in unser Zimmer sperrte (ja, diese Nacht wurde glücklicherweise im Hostel verbracht) und am liebsten sterben wollte). Eine von meinen Freundinnen dort fand es dann nicht mehr so witzig und hat trotz meines Protestes der Betreuerin Bescheid gesagt und dann ging es los ins Krankenhaus, die Frau von dem Hostel hat uns hingefahren, das fand ich wirklich ganz süß von ihr. Bevor wir fuhren griff ich noch schnell meinen Reisepass und mein Portemonnaie, ansonsten fiel mir nichts Wichtiges ein, mir machte es noch nicht mal was, dass ich meine Schlafanzughose mit den vielen bunten Herzchen trug..
Notaufnahmen hier sind nicht großartig anders als die in Deutschland, ich weiß nicht wie viele Fragen mir an der Rezeption gestellt wurden, zu viele. Dann ging es mit der Geldaufklärung los "Bist du sicher, dass du den Doktor sehen willst? Das würde dich dann jetzt 85 Dollar kosten und wenn der dir irgendetwas gegen den Schmerz verschreibt, dann kostet das noch einmal 85.. bla bla bla" die Doktorin war ganz niedlich sie fragte mich noch einmal ein paar schöne Fragen und verschiffte mich dann nach knapp einer Stunde in eines der Betten in der Notaufnahme. Zu dem Zeitpunkt hatte ich natürlich schon alles getestet gehabt und sie wollten mir dann Blut abnehmen, ich hatte noch nie Angst vor Nadeln oder Blut abnehmen, aber das hat sich jetzt gründlich geändert. Ich hasse diese Ärztin, ich glaube ich habe ihr auf Deutsch mehrmals mit dem Tod durch eine Nadel in ihr Herz gedroht. Sie rammte die Spritze in meine Vene und fing dann ersteinmal an eine bessere Position zu finden, genau, durch rumgeschiebe und gezuckel und es hat mich dann ja fast gefreut, dass nach fast 5 Minuten noch immer kein Blut lief und sie es an einer anderen Stelle versuchen musste. Sie hat es insgesamt 6 mal versucht und ich sehe jetzt aus wie ein absoluter Junkie denn natürlich sind die allesamt angeschwollen und haben riesige farbenfrohe Felder um sich herum, ja, ich hatte Spaß. Sie gab dann auf, meinte mir würde wohl zu kalt sein und so würde das nicht klappen, ihre neue Idee war es, mir ein paar warme Decken zu holen und es dann einfach noch ein paar mal zu versuchen, aber dazu kam es nicht, zum Glück, denn kaum war sie weg, kam ein anderer Arzt, sah mich mitleidig an und legte mir mal eben und ohne Probleme eine Kanüle in meinen Handrücken, so viel zum Thema, dass das nicht möglich sei, weil mir zu kalt wäre, Gott war ich sauer.
Mir wurde dann gleich noch ein wenig Morphium gespritzt und die Preisliste wurde mir schon lange nicht mehr heruntergebetet. Ich war nicht alleine, die Bertreuerin und eine Freundin waren noch da, und dafür war ich sehr dankbar. Aber sie taten mir beide sehr leid auch wenn meine Freundin bis heute behauptet, dass das der lustigste Abend seit langem gewesen wäre, mich auf Morphium zu erleben.. Die Betreuerin nahm das alles nicht so leicht, sie hatte sich das Rauchen abgewöhnt und ich habe irgendwann aufgehört die Nikotinkaugummis zu zählen, die sie sich reinschob. Sie blieben bis fast Mitternacht, denke ich, denn irgendwann schlief ich ein, mein Reisepass und die Versichtenkarte noch immer in meine Hand gekrallt. Als ich aufwachte war ich alleine, wie erwartet und es war noch mitten in der Nacht, der Schmerz hielt sich in Grenzen... aber dann bemerkte ich das Grauen, mein Reisepass war verschwunden, mein Portemonnaie war verschwunden, also fing ich erst einmal an zu weinen, das erschien mir das beste, dann kam auch schon eine Krankenschwester mit neuem Morphium für mich und informierte mich über den Plan. Ich würde in ein anderes Krankenhaus in der Nähe von Sydney verlegt werden, denn ich müsse wohl den Blinddarm entfernt bekommen und das machen sie in dem kleinen Krankenhaus nicht, ich würde sehr bald abgeholt werden. Meinen grausamen Schwund von dem Reisepass verschwieg ich ihr, ich hoffte einfach, dass meine Betreuerin ganz bald kommen würde und diesen auf gar keinen Fall vergessen würden. Nein, die zwei witzigen Leute mit dem Krankenwagen kamen früher, aber als ich gerade auf die Liege umgeschifft wurde, konnte ich mein Glück nicht fassen, da kam sie und in ihrer Hand befand sich mein Reisepass! Die Fahrt verlief wieder lustig, ja, irgendwie mag ich Morphium jedenfalls werde ich den einen Krankenpflege wohl in ein paar Jahren zufällig in London treffen, aber okay. Ich wurde wieder in die Notaufnahme gelegt, in die Kinder/ Eltern Abteilung, mich störte noch nicht einmal, dass das Bett deutlich zu kurz war, schließlich hatte ich meinen Reisepass. Nach einer Weile kam dann auch ein paar Ärzte und fingen wieder an in meinem Bauch rumzupicksen, auch sie waren der Meinung, dass es der Blinddarm war, ich sollte noch an dem Tag operiert werden, aber dann wurden sie ernst und fingen an mir eine Horrogeschichte zu erzählen, von einer jungen Lady die ein sehr ähnliches Problem hatte wie ich und nicht versichert war.... Ich konnte sie beruhigen, ich war versichert und das freute uns wohl alle sehr. Kaum waren sie weg, da kamen andere Ärzte, man hatte sich beraten, es sei doch nicht der Blinddarm, ich würde schwanger sein, ich fing trotz des darauf folgenden stechenden Schmerz heftig an zu lachen, machte für sie aber gerne noch einen Schwangerschaftstest, wir waren uns dann doch einig, dass es der Blinddarm wäre. Irgendwann am Nachmittag (neeee die Operation wurde auf den Abend verlegt) kam dann wieder meine Betreuerin, sie kam mit dem Zug und würde auch nur kurz bleiben können, aber sie wollte mir ein paar Sachen bringen und mich über die nächsten Schritte informieren.. Meine richtige Reisetasche mit all meinem Kram ist noch auf der Tour, so auch schöne Dinge wie mein Handyaufladekabel..
Eine andere Frau von EQI würde noch am gleichen Tag nach Sydney fliegen und dann mit mir warten, bis ich das Krankenhaus verlassen könnte und mit mir dann zurück fliegen würde, das beruhigte mich wieder ein wenig und sie konnte gehen. Ich wurde dann verlegt und bekam mein eigenes Krankenzimmer mit einem Bett, das sogar die richtige Länge hatte. Abends wurde ich dann informiert, dass ich doch erst am nächsten Morgen operiert werden würde und als Entschädigung bekam ich wieder ein wenig Morphium (ich wette, es ist noch immer in meinem Blut vorhanden, ich dachte immer, man würde das vorsichtig dosiert und wenig bekommen... hmmm). Mir ging es den Umständen entsprechend eigentlich ganz gut, meine Gastmutter hatte rausgefunden, wie sie mich über das Krankenhaustelefon erreichen konnte, Kellie war angekommen und hatte mir erzählt, dass alle Bescheid wüssten und dass ich mir keine Sorgen machen bräuchte, sie würde die ganze Zeit in einem Motel ganz in der Nähe sein und ich könnte sie immer anrufen wenn ich was brauchen würde... und dann.. dann wollte sie gerade gehen, da klingelte ihr Telefon, sie warf einen Blick auf die Nummer und reichte es mir dann "Das ist deine Mutter" meinte sie mit einem Lächeln, es war meine Mutter. Nachdem wir aufgelegt hatten und Kellie verschwand, ging es mir dann nicht mehr so gut, ich wollte einfach nur noch nach Hause, ganz dringend und ganz bald!!! Wenn ich in einem Krankenhaus bin, dann will ich nur eins, meine Mutter (und okay, Schmerzmittel)
Ich glaube, ich machte nichts anders als Schlafen und schon war es dann so weit und ich wurde operiert, danach ging es mir erst einmal so richtig gut, denn mir wurde gesagt, ich würde wieder was trinken dürfen, es war mittlerweile Mittwochnachmittag, das letzte Mal, dass ich Essen oder Trinken durfte, war Montag so um die Lunchtime noch mit der Bustour..(klar, ich hatte die ganze Zeit den Tropf, aber mein Hals war trotzdem irgendwann sehr sehr trocken) bis Freitag hatte ich dann nichts anderes zu tun, als zu schlafen und ab und zu nach meinem Handy zu greifen, ich habe in dieser Zeit wohl mehr mit meiner Mutter telefoniert als das halbe Jahr davor. Ich musste nichts organisieren, das wurde alles von Kellie gemacht und so konnte ich dann am Freitag mit ihr zurückfliegen, natürlich erst nachdem, mir von allen meine neuen Regeln ganz oft und ganz langsam erklärt wurden, ich würde sie gerne vergessen, sie versauen mir die Ferien. Der Flug war der Horror, wir hatten sogar so schöne Luftlöcher... am Flughafen stand dann die Frau für die Internationalen von unserer Schule und sie blieb auch noch den ganzen Tag mit mir, denn meine Gastfamilie denn meine Fastfamilie war nicht daheim und sie war so süß und wollte sich ein wenig um mich kümmern.. :)
Eins muss ich sagen, nachdem die Ärzte verstanden hatten, wie ich versichert war und alles, ging es mir im Krankenhaus gut (auch wenn das eine ganze Weile gedauert hatte) und ansonsten von der Organisation war ich auch recht beeindruckt, ich hoffe nur, dass die Versicherung das jetzt wirklich alles zahlt...
gute besserung und erhol dich fine
AntwortenLöschenOh man. :D Ich hatte das in meinen Sommerferien (also Anfang August) auch.. Hat mir voll die Ferien verdorben. Bei mir hat das aber zum Glück nicht so lange gedauert, weil ich die Schmerzen Mittwoch nachmittag bekommen habe, die Nacht über nicht gepennt habe und "nüchtern" (kein Essen&Trinken)war, gleich um 14 am Donnerstag operiert wurde und am Montag dann schon zu hause war. :) Naja, wünsche dir ne gute Besserung und noch viel Spaß!
AntwortenLöschenNa dann mal gute Besserung. Mir haben sie vor meiner Blinddarm-OP auch einen Schwangerschaftstest verpasst. Und das nur 8 Wochen nach Ines' Geburt...
AntwortenLöschen*seufz*
Renate
das toppt definitiv die geschichte meines vaters, wie er im kriegswinter 1940 in norwegen mit einem offenen hubschrauber ins nächste lazarett mit op geflogen wurde. er behaupete ja immer, das sei gar nicht der blinddarm gewesen, in wirklichkeit seien es die nachwirkungen einer weihnachtsfeier gewesen (mit viel alkohol, nehme ich an...). aber der fehlende blinddarm spricht doch dafür, dass da zumindest ein geringfügiger handlungsbedarf war. :)
AntwortenLöschengute besserung...
liebe grüße, heidy
Okay nein, die Story toppt es garantiert nicht aber es war mir auch so schon genug Aufregung, da bin ich einfach nur froh, dass ich in der jetzigen Zeit lebe, da kann man wenigstens sicher sein, dass man die Operation überlebt :D
AntwortenLöschenMittlerweile geht es mir schon wieder deutlich besser, man könnte es sogar schon wieder gut nennen aber trotzdem vielen Dank! <3
Operationen in Australien überlebt man nur, wenn man versichert ist...
AntwortenLöschen;-)
Renate